Stories aus der Bierregion Innviertel
Brauer unterwegs auf Herbst-Bier-Tour
Wenn im Herbst die Blätter fallen, steigt im Gegenzug die Lust aufs Wandern. Auch die Brauer der Bierregion Innviertel schnüren ihre Wanderschuhe und laden zu gemeinschaftlichen Touren durchs Innviertel ein – Kostschlucke aus den heimischen Sudkesseln selbstverständlich inkludiert.
„Wir möchten mit unserer Initiative den Leuten nicht nur das feine Innviertler Bier näherbringen, sondern auch ein spezielles Lebensgefühl transportieren. Und wo könnte man Land und Leute wohl besser kennenlernen als beim gemeinsamen Gehen? “, meint Andrea Eckerstorfer, Projektkoordinatorin der „Bierregion Innviertel“.
Zwischen 30. September und 28. Oktober werden vier Wanderungen (eine davon kombiniert mit Schifffahrt auf dem Inn) und eine Mountainbike-Tour angeboten.
Braumeister Josef Niklas von der Brauerei Ried begleitet die Wandervögel auf einer Wanderung rund um Ried, Claus Wurmhöringer von der Privatbrauerei Wurmhöringer in Altheim und Günther Preishuber von der Brauerei Aspach sind zwischen Altheim und St. Veit unterwegs. Gemeinsame Sache machen auch Kapitän Manfred Schaurecker vom Kanonenbräu in Schärding und sein Kollege Hans Kieslinger vom Wenzl Privatbräu in Wernstein: Nach einer Schifffahrt nach Wernstein geht es zu Fuß zurück nach Schärding. Sportlich unterwegs sind Wolfgang Vitzthum von der Privatbrauerei Vitzthum in Uttendorf, Martin Erlinger von der Brauerei Pfesch in Treubach und Alexander Schiemer vom Woigartlbräu in Schalchen: Die drei laden zu einer Mountainbike-Tour durch den Bezirk Braunau. Bräu Matthias Schnaitl IV. von der Privatbrauerei Schnaitl in Gundertshausen lädt zu einer launigen „Bierwallfahrt“ zur Wallfahrtskirche in Gstaig.
Für Verpflegung mit Bier und eine abschließende Einkehr ist gesorgt. Wie könnte es auch anders sein unter Brauern.
Nähere Infos/Anmeldung gibt es HIER.

Foto: Bierregion Innviertel/Lothar Prokop
Giro Biero dreht am Rad der Zeit
Bei ihrer fünften Auflage macht die kultige Radveranstaltung in Altheim Station
Als Brauereistandort mit langjähriger Radsportgeschichte ist Altheim der perfekte Austragungsort für den Giro Biero, der heuer erstmals an zwei Tagen stattfindet. Am 16. und 17. September treffen sich Radsportbegeisterte zu einer genussvollen Ausfahrt durch den Bezirk Braunau – je nach Laune und Kondition über eine Strecke von 60, 80 oder 120 Kilometern. Und das alles auf Stahlrädern bis zum Jahrgang 1987.
Der Giro Biero geht in die Verlängerung – und das im doppelten Sinn. Gleich zwei Tage lang dreht sich in der Braunauer Bezirksstadt alles ums Rad. Am Samstag ab 14.30 Uhr gibt es einen Rad- und Teilemarkt sowie eine Ausstellung, die die Entwicklung des Fahrrads von den Anfängen bis heute beleuchtet. „Modelle aus der Zeit um 1900 sind genauso zu sehen wie die neuesten Carbonräder“, sagt Giro-Biero-Organisator Hubert Kickinger. Ebenfalls am Samstag startet die „Kracherlrunde“, bei der die jüngsten Radfahrer und Radfahrerinnen im Beisein ihrer Familien und Freunde antreten.
Verkostungsschluck und Mittagsrast
Der Sonntag steht ganz im Zeichen des eigentlichen Giro Biero. Um 9.30 Uhr fällt der Startschuss zur „Märzen“- und „Doppelbockrunde“ (80 und 120 Kilometer), um 10 Uhr jener zur „Pfiffrunde“ (60 Kilometer). An Labstationen fehlt es nicht im an Brauereien reichen Innviertel: Verkostungsschlucke gibt es in der Privatbrauerei Schnaitl in Gundertshausen und in der Brauerei Pfesch in Treubach. Die Mittagsrast ist in der Privatbrauerei Vitzthum in Uttendorf geplant. Start und Ziel ist die Brauerei Wurmhöringer in Altheim. Weitere Stationen sind die KTM Bike Industries in Mattighofen und der Bauernhof der „Mosauerin“ in Altheim.
www.girobiero.org

Foto: Giro Biero
Bier & Barock
links und rechts des Unteren Inns
Eine ebenso unterhaltsame wie informative Reise zu barocken Sehenswürdigkeiten und einladenden Bräustätten unternimmt die Broschüre „Bier und Barock links und rechts des Unteren Inns“. In Wort und Bild ist dort versammelt, was Innviertler und Niederbayern verbindet und einen Besuch wert ist.
Auch nach der Loslösung des Innviertels von Bayern im Jahr 1779 haben sich die Nachbarn diesseits und jenseits des Inns viele Gemeinsamkeiten bewahrt. Neben Sprache und Lebensart zeigt sich das in vielen erhalten gebliebenen Kunstschätzen und in einer Vorliebe für gut gebrautes Bier.
Modler, Schwanthaler & diverse Braukünstler
Genau diesen Themen widmet sich die 24 Seiten starke Broschüre, die in Zusammenarbeit mit der Bierregion Innviertel, dem Tourismusverband s’Innviertel und dem Gästeservice Kirchham auf bayerischer Seite entstanden ist. Der Fokus des magazinartig aufgebauten Hefts liegt auf dem Stuckateur Johann Baptist Modler (1697-1774) und auf der bekannten Bildhauerdynastie der Schwanthaler aus Ried im Innkreis (ab dem 17. Jahrhundert). Nicht fehlen darf natürlich ein Streifzug zu traditionsreichen Brauereien wie beispielsweise in Aldersbach, Hacklberg, Uttendorf oder Gundertshausen.
„Mit dem Gemeinschaftsprojekt ,Bier & Barock‘ haben die drei Partner aus dem Innviertel und Bayern erneut gezeigt, dass die Menschen ,drent und herent‘ nicht nur die gleiche Sprache sprechen, sondern auch durch Kunst und Kulinarik verbunden sind“, so Gerald Hartl, Geschäftsführer des Tourismusverbands „s‘Innviertel“. Und sein bayerischer Kollege Franz Mühldorfer von der Gästeinformation Kirchham ergänzt: „Die Broschüre zeigt auf geschmackvolle und interessante Weise unsere Gemeinsamkeiten, und auch, dass diese weit über die geografische Nähe hinausgehen.“
Die Schätze vor der eigenen Haustür
Projektleiterin Andrea Eckerstorfer von der Bierregion Innviertel sieht in „Bier und Barock“ einen Anstoß, die Schätze vor der eigenen Haustür zu entdecken: „Viele von uns wissen gar nicht, welche Kunstschätze es in unmittelbarer Umgebung gibt, in Kirchen und Klöstern, auf barocken Fassaden oder auch in ganz profanen Bauten wie Brauereien und Braugasthöfen.“ Geht es nach ihr, sollen der erfolgreichen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit weitere Projekte folgen. „Es gibt viele Themen, die sich dafür anbieten würden.“

Die Broschüre gibt es hier zum Download.
Sechs Haubenköche – ein Menü für den guten Zweck
Mehr geht immer: Sechs Haubenköche aus dem Innviertel stellten sich wieder in den Dienst der guten Sache und servierten im Fill Future Dome in Gurten 160 Gästen ein Benefiz-Menü. Die Spendensumme – 10.000 Euro – kommt den Frauenhäusern in Ried und Braunau zugute.
Es ist bereits gute Tradition und eine Fixveranstaltung im „Innviertler Biermärz“: das Haubenkoch-Event der Innviertler Spitzenköche. Ihr unentgeltlicher Einsatz und eine Reihe von großzügigen Sponsoren machen es möglich, wohltätigen Vereinen und Institutionen im Innviertel finanziell unter die Arme zu greifen. Heuer fiel die Wahl auf die Innviertler Frauenhäuser in Ried und Braunau; letzteres wird gerade gebaut und steht kurz vor der Fertigstellung.
Zweites Frauenhaus für das Innviertel
„Der Bedarf ist da“, sagt Michaela Schrotter, Geschäftsführerin des Frauenhauses Innviertel. Das Rieder Frauenhaus hat derzeit Platz für sechs Frauen und zwölf Kinder, die Ausschreibung für einen Neubau ist auch hier bereits erfolgt.
In den Frauenhäusern – in Oberösterreich gibt es derzeit fünf – werden hilfesuchende Frauen aufgefangen. Erstausstattungspakete, kinderpädagogische Maßnahmen und andere Hilfsangebote sollen den Schritt in ein neues Leben ebnen. Inge Angerer, Obfrau der Vereins Frauenhaus Braunau, freut sich, dass es nun auch in Braunau endlich ein Frauenhaus geben wird. Seit über 30 Jahren wird in der Innviertler Bezirksstadt dafür gekämpft.
Unterstützung auch für Sozialmärkte
Nach der Endabrechnung des wohltätigen Abends könnten weitere 2000 bis 3000 Euro zur Verfügung stehen. „Diese werden wir wie schon im Vorjahr den Innviertler Sozialmärkten zur Verfügung stellen. Auch sie können es dringend brauchen“, kündigte Andrea Eckerstorfer von der Bierregion Innviertel an.
Alle Fotos der Veranstaltung in der Online Galerie.




Fotos: Lothar Prokop
Bildtext Gruppenfoto (v. l.):
Gemeinsam für den guten Zweck: Daniel Hutsteiner, Kirchenwirt Diersbach; Christoph Forthuber, Restaurant Forthuber, Munderfing; Andrea Eckerstorfer, Bierregion Innviertel; Peter Reithmayr, Aqarium, Geinberg; Bettina Fill, Fill GmbH, Gurten; Florian Schlöglmann ,Wirt z’Kraxenberg, Kirchheim im Innkreis; Inge Angerer, Frauenhaus Braunau; Sybille Schlöglmann, Wirt z’Kraxenberg, Kirchheim im Innkreis; Michaela Schrotter, Frauenhaus Ried; Lukas Kienbauer, Lukas Restaurant, Schärding, und Wolfgang Wohlschlager, Kammer 5, Ort im Innkreis.
DAS BIER UND SEINE GESCHICHTE
Frauenpower am Sudkessel
2016 ist der Schärdinger unter die Brauer gegangen und hat sich damit einen lange gehegten Traum erfüllt. Die Location, ein umgebautes Salzfürstenschiff, mutet nur aufs Erste ein wenig seltsam an. Bei genauerer Betrachtung entpuppt es sich als geradezu prädestiniert, um die österreichisch-bayerische Braugeschichte fortzuführen.
Doch zurück ins Hier und Jetzt: Immer an der Seite des Kapitäns ist Helga Stiegler, seine Braupartnerin. „Es ist ein schönes Miteinander“, sagt der Kapitän. Gemeinsam schroten die beiden Malz, maischen ein und begleiten ihr Bier bis zur Reife. Damit steht Helga in guter Tradition, waren es doch die Frauen, die einst beim Brauen den Ton angaben. Sie führten Haushalt und Küche und hatten so eine der wichtigsten Zutaten, die Hefe, an der Hand. Vom Brotbacken zum Bierbrauen war es nur mehr ein kleiner Schritt, ein Braukessel gehörte folgerichtig oft zur Mitgift.
Dieses Nahverhältnis zeigt sich auch in einem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm: „Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich, übermorgen hol‘ ich der Königin ihr Kind“, trällerte dort das hyperaktive Rumpelstilzchen. Was vermuten lässt, dass es a) ein emanzipiertes Kerlchen oder b) ohne Angetraute war.
Das Bier dagegen war abgekocht, wenn auch manchmal von etwas zweifelhafter Zusammensetzung. Früher durfte praktisch alles in den Sudkessel: Pech, Ochsengalle, Tollkirsche, Stechapfel, Bilsenkraut und anderes mehr. Erst das Reinheitsgebot setzte dem wilden Treiben ein Ende. Von da an war nur mehr Hopfen erlaubt.
Verweilen wir noch ein wenig in der Historie: Auch Martin Luthers Frau Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne, war eine begabte Brauerin. Luther selbst richtete seiner belesenen und wirtschaftlich versierten Gattin eine Brauerei ein, später kam ein kleiner Hopfengarten dazu. Mit dem Bier versorgte Katharina nicht nur den bekennenden Bierfreund Luther, sondern auch dessen Gäste und Studenten; ein Teil der Sude wurde weiterverkauft.
Nach und nach wurde das Brauen aber immer mehr zur Männerdomäne; hierzulande gibt es aktuell nur wenige Brauerinnen. Am ehesten sind sie noch in den kleinen Garagenbrauereien anzutreffen, die seit einigen Jahren wie die Pilze aus dem Boden schießen.
Doch das Interesse am Bier ist da: Unter jenen, die bisher die Biersommelier-Ausbildung in der Brauerei Ried absolvierten, waren mehr als ein Drittel Frauen.

Kapitän Manfred Schaurecker ist stolzer Besitzer von Europas einzigem Brauschiff. Sein „Kanonenbräu“ braut er an Bord gemeinsam mit Helga Stiegler (rechts), aber auch gern in größerer Gesellschaft: Besonders in der warmen Jahreszeit sind seine Ausflugsfahrten auf dem Inn gefragt.